Die Umbenennung der Jugendmusikschule in Musikschule und die damit verbundene Öffnung für Erwachsene war Bestandteil eines Konzeptes zur Neustrukturierung der Musikschule im Jahr 1995.
Kern dieses Konzeptes war es, den Anteil des Gruppenunterrichtes zu erhöhen, der einen höheren Kostendeckungsgrad hat. Hinzu kam ein Arbeitsgerichtsurteil zum sogenannten „Ferienüberhang“. Dies führte dazu, dass die fest angestellten Lehrkräfte an der Musikschule eine höhere Unterrichtsverpflichtung hatten. Da im Bereich Kinder und Jugendliche keine zusätzlichen SchülerInnen zur Verfügung standen, war dies zwar im formalen Sinne eine Aufgabenerweiterung, hatte jedoch den Effekt, zusätzliche Einnahmen zu generieren.
Im Zuge dieser Umstrukturierung wurden die bis dahin bei der Volkshochschule angesiedelten Musikangebote wie „Chor“ und „Orchester“, aber auch der Gesprächskreis „Rund um die Oper“ an die Musikschule übertragen.
An der Musikschule erhalten zurzeit 92 Erwachsene Instrumentalunterricht einzeln oder in Gruppen. 37 Erwachsene besuchen die Samba-Gruppen und 27 Mitglieder besuchen den Pop-Chor N-Voices. Hinzu kommen 12 Belegungen in verschiedenen Instrumental-Ensembles. Die Mitglieder des Norderstedter Sinfonieorchesters (etwa 45) zahlen keine Entgelte.
Insgesamt werden durch die Erwachsenen Einnahmen in Höhe von jährlich etwa € 105.642 erzielt. Dies entspricht rund 15 von hundert der Einnahmen durch Teilnehmer-Entgelte.
Gerade die Samba-Gruppen und N-Voices sind zu Aushängeschildern der Musikschule geworden, das Norderstedter Sinfonieorchester bestreitet seit vielen Jahren regelmäßig das Norderstedter Neujahrskonzert mit.
Eine Aufgabenkonzentration auf den Bereich „Kinder/ Jugendliche“ würde kurz- und mittelfristig wieder zu geringeren Einnahmen der Musikschule führen. Freiwerdende Plätze bei den festangestellten Lehrkräften könnten nicht in vollem Umfange besetzt werden. Da betriebsbedingte Kündigungen bei den meisten Lehrkräften gar nicht oder nur sehr schwer durchzusetzen wären, würde sich der Zuschussbedarf der Musikschule eher erhöhen.
Große gesamtstädtische Musiktheater-Inszenierungen wie „Anatevka“, „Orpheus“ oder jetzt vor kurzen das „Weiße Rössl“ wären von einer reinen Jugendmusikschule so nicht zu leisten. Gerade das Miteinander von „Jung und Alt“, das generationenübergreifende Arbeiten an einem gemeinsamen Ziel hat über den künstlerischen Aspekt hinaus eine wichtige soziale Funktion gehabt.
Abschließend zitiert sei „Die Musikschule - Leitlinien und Hinweise“ des Deutschen Städtetages, des Deutschen Landkreistages und des Ausschusses für Bildung, Sport und Kultur des Deutschen Städte- und Gemeindebundes vom 27. Oktober 2009:
„II. Aufgaben der öffentlichen Musikschulen
Musikschulen sind in der Regel öffentlich getragene Bildungseinrichtungen, die möglichst vielen Kindern und Jugendlichen, aber vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung auch Erwachsenen und Senioren Zugang zum eigenen Musizieren ermöglichen. Sie haben gegenüber den Kindertagesstätten und den allgemeinbildenden Schulen eine eigenständige pädagogische und kulturelle Aufgabe.“
Kommentare
townsman |
Kurse für Erwachsene sind grundsätzlich abzuschaffen. Es ist nicht Aufgabe der Stadt (des Staates), sich in den freien Wettbewerb - in diesem Fall der komerziellen Musikschulen bzw. der freiberuflichen Ausübung von Musikunterricht - einzumischen.