Der lärmmindernde Asphalt wird in Norderstedt auf zwei Straßenabschnitten getestet. Über die Lebensdauer und Haltbarkeit des Materials gibt es noch keine aussagekräftigen Ergebnisse. Es ist aber bereits bekannt, dass dieser Asphalt Probleme in den Wintermonaten bereitet. Überdies ist die Unterhaltung teuerer.
Dass sogenannter „Flüsterasphalt“ mindestens genauso haltbar ist wie herkömmlicher Asphalt kann fachlich nicht bestätigt werden. Es gibt zwei Arten von lärmmindernden Asphalt, die sich für den innerstädtischen Einsatz (bedingt) eignen:
1. 2OPA-Asphalt:
2-lagige, offenporige Asphaltschichten (2OPA) mindern das Fahrgeräusch bei Geschwindigkeiten ab 40 km /h. Für innerstädtische Bereiche kann dieser Asphalt nur auf Hauptverkehrsstraßen (in der Regel Tempo 50) wirkungsvoll eingesetzt werden. Die Herstellungs- und Unterhaltungskosten sind erheblich höher als die für einen konventionellen Asphaltaufbau. Die jeweiligen Haushaltsansätze müssten um das 5-fache erhöht werden.
Da im Stadtgebiet keine Banketten vorhanden sind, müssten zusätzlich spezielle Entwässerungseinrichtungen vorgesehen werden. Wasserläufe und Schächte könnten nicht zur Anwendung gebracht werden, sondern stattdessen wäre eine spezielle Rinne (entlang der gesamten Straße) erforderlich. Diese Rinnen haben Einlauföffnungen auf der Oberseite (für das Oberflächenwasser) und seitliche Öffnungen auf Höhe der Abdichtungsschicht (zur Entwässerung des gesamten Straßenkörpers).
Aufgrund der geringen Wärmeleitfähigkeit der 2OPA-Beläge kühlen die Fahrbahnen schneller ab als dichte Straßenbeläge. Deshalb müsste früher und auch länger gestreut werden. Zudem darf kein Splitt oder Sand als Streumaterial eingesetzt werden, sondern ausschließlich reines Salz. Die Salzmenge müsste außerdem noch erhöht werden (ca. 20- 50 % mehr als bei dichten Deckschichten).
Übermäßiger Salzeinsatz ist umweltschädigend und in Norderstedt wird deshalb auch nur Feuchtsalz (Wasser / Salz) eingesetzt. Die Straßenreinigungssatzung erlaubt den Bürgern im Winter ausschließlich den Einsatz von abstumpfenden Stoffen auf übertragenen Nebenflächen (Gehwegen).
Schlussendlich ist noch zu bemerken, dass 2OPA in der Vergangenheit bereits erfolglos erprobt wurde. In der Oadby-and-Wigston-Straße (zwischen Rathausallee und In der großen Heide) musste dieser Asphalt restlos wieder entfernt werden. Obwohl dieser Streckenabschnitt die oben genannten Haltbarkeitskriterien überwiegend erfüllte, hatte sich der Straßenkörper (Ober- und Unterbau) in 6 Jahren regelrecht aufgelöst. Die seinerzeit eingeplanten Sanierungskosten waren nicht ausreichend und mussten nachträglich um ca. 50 % erhöht werden.
2. LOA-5D Asphalt
Lärmoptimierte Asphaltdeckschichten (LOA-5D) mindern das Fahrbahnabrieb-geräusch bei Geschwindigkeiten ab 30 km /h. Für innerstädtische Bereiche ist dieser Asphalt auf Hauptverkehrsstraßen somit wirkungsvoll einsetzbar. Die Herstellungs- und Unterhaltungskosten sind höher als die für einen konven-tionellen Asphaltaufbau. Die jeweiligen Haushaltsansätze müssten um das 1,5-fache erhöht werden.
Grundsätzlich stellt auch dieser offenporige Belag eine völlig andere Bauweise als dichte Fahrbahndecken dar. Während dichte Beläge (neben den verkehrstechnischen Erfordernissen) auf die Vermeidung des Eindringens von Wasser ausgelegt sind, dringt bei offenporigen Belägen mehr Wasser in die Deckschicht ein und verursacht dadurch schnellere und nachhaltigere Frostschäden. Aus diesem Grund ist die Haltbarkeitsdauer sehr viel geringer. Die Unterhaltung ist intensiver, da unter anderem im Winter früher und auch länger gestreut werden muss.
Dieser LOA5-D-Asphalt wird zurzeit in der Stadt Norderstedt in zwei Bereichen (Friedrichsgaber Weg und Poppenbütteler Straße) erprobt. Nach drei bzw. vier Jahren wurden bereits deutliche Rissbildungen und Verschleiß-spuren festgestellt.
Aus den oben genannten Gründen lehnen sowohl die Bundesrepublik Deutschland als auch das Land Schleswig-Holstein den Einbau dieser beiden Asphaltdecken im innerstädtischen Bereich ausnahmslos ab. Deshalb werden diese Beläge auf der Ohechaussee und der Segeberger Chaussee (B432) und auf der Schleswig-Holstein-Straße (L284) nicht eingebaut. Die Entscheidung über die Wahl der einzubauenden Materialien liegt für diese Straßenabschnitte allein bei Bund und Land.
Die Stadt Norderstedt kann aus den oben genannten Erfahrungswerten ebenfalls keinen regelmäßigen Einbau dieser lärmmindernden Decken empfehlen.
Zurzeit sind viele Asphalthersteller mit der Weiterentwicklung des „LOA 5 D Asphaltes“ beschäftigt. Es ist denkbar, dass mittelfristig Asphaltrezepturen mit guter Lärmminderung bei erhöhter Haltbarkeit einsetzbar sind.
Der Vorschlag ist deshalb momentan noch nicht uneingeschränkt, sondern nur an speziellen Straßenabschnitten umsetzbar. (Fachamt: Amt 15, Fachausschuss: Umweltausschuss)